Léonie
oder wenn stumme Fische sprechen
Ein Theaterprojekt zum Thema Sprachlosigkeit
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ist Léonies Sprache weg. Krankenwagen, Notfall, Operation - Hirnschlag! Halbseitig gelähmt wandelt Léonie auf Erden. Ein Wort ist ihr geblieben: Ja. Sie sagt es tagelang, in allen Tonlagen, kurz oder lang, zwanzigmal hintereinander.
Bald existieren in Léonies Leben nur noch ihre Tochter Alice, die Mutter und der Bruder Benno. Die Liebe zu Marco, ihrem Ehemann zerbricht und die beste Freundin Lili lässt sich immer seltener blicken. Léonies grösster Wunsch ist es, ihrer Tochter Alice das Märchen von der Prinzessin vorzulesen, die alleine in ihrem Glasschloss lebt. Mit zäher Geduld erobert sich Léonie Fragmente der Sprache zurück, bastelt mit alten Menschen bunte Fische, lernt Autofahren. Die Stehauffrau packt die Koffer und verreist zu ihrer Freundin Carlotta. Dort trifft sie ganz unerwartet Giuseppe, einen Kunstmaler. Léonies Seele hüpft. Sie träumt erstmals wieder von Liebe.
Über Ueli Blums Inszenierungen, selbst
von tragischen Stoffen, liegt immer auch eine berührende Heiterkeit. Léonie wird gleichzeitig durch die Schauspielerin Vreni Achermann, die Sängerin Agnes Hunger und die Tänzerin Monika Usenbenz verkörpert. Als dreiköpfige Sphinx spiegeln sie sich gegenseitig, erinnern sich an ihr Unglück und die Rückeroberung der Identität. Wenn drei Künste miteinander kommunizieren, verleiht dies der Geschichte einen besonderen Reiz. Die
Bühnenbildnerin Valérie Soland, eine Meisterin in der Kunst des Weglassens, vertraut auf die Spielfreudigkeit des Ensembles und die Imaginationsfähigkeit des Zuschauers.
«Die Geschichte wird in Rückblenden, teilweise bruchstückhaft erzählt und bleibt doch stets auf geheimnisvolle Art in der Schwebe. Gerade das Fehlen einer chronologischen Reihenfolge spiegelt kraftvoll das Wesen der Aphasie - Biographisches zerreisst in Fetzen, Sprache wird zum unüberblickbaren Wirrwar im Kopf, zur Zerreissprobe der Dialog zwischen Innen- und Aussenwelt.
- HfH news 2/09 (Hochschule für Heilpädagogik Zürich)
Besetzung
Ueli Blum Regie/ Dramaturgie
Vreni Achermann Stück/Schauspiel
Agnes Hunger Gesang
Monika Usenbenz Tanz
Sybille Rölli Thierstein Kostüm
Valérie Soland Ausstattung
Beat Auer Lichtdesign
Peter Albisser Technik
Hans Troxler Produktionsleitung
Annik Troxler Grafik
Georg Anderhub Fotografie
Die erfolgreiche Tournée endete am 27. November 2010 im Kulturtreff Rotfarb in Uznach. Mehr als 3'700 Besucherinnen und Besucher wohnten den insgesamt 46 Gastspielen in 12 Kantonen bei.
wir danken!
Amt für Kultur des Kantons Bern swisslos, Stadt Luzern FUKA-Fonds, Gemeinde Willisau, Ernst Göhner Stiftung Zug, Corymbo Stiftung Zürich, Josef Müller Stiftung Muri, Stiftung Landesausstellung 1939 Zürich, Jürg-Georg Bürki Stiftung Bern, Eugen Meyer Stiftung Willisau Koch-Berner Stiftung Villmergen, Gamil Stiftung Küsnacht ZH, MIGROS Kulturprozent